The Revenant ist im Meer an doch sehr oberflächlichen Mainstreamfilmen ein frischer – wenn nicht gar eiskalter – Luftzug, der mir sehr gut gefallen hat.

In gewisser Weise ist der Film die komplette Antithese zu nahezu jedem Marvelfilm. Es wird keine bunte, bombastische und absolut konsequenzfreie Heldengeschichte erzählt, die einem Teenager das Träumen erlaubt nach dem Motto “Wie cool wäre es, wenn ich das jetzt wäre”. The Revenant erzählt stattdessen eine dreckige, brutale und grausame Geschichte um Verrat, Mord und Rache, in der keiner zum Helden oder zum Vorbild stilisiert wird. Nicht einmal die Hauptfigur Glass, die von Leonardo DiCaprio mal wieder brilliant gespielt wird. Nein, eigentlich gibt im gesamten Film mit seinem durchaus großen Cast neben Glass nur drei Figuren, die wirklich aufrichtig und gute Leute sind und bei mir gewisse Sympathien geweckt haben. Alle anderen würde ich nicht einmal in der heutigen Zeit begegnen wollen, so brutal und fast schon tierisch verhalten sich alle. Diese und andere Entscheidungen des Regisseurs lassen dann auch diese kalte, unmenschliche Stimmung entstehen, die sich durch den gesamten Film zieht und von den bombastisch-schönen Bildern nur noch betont wird. Die großen Weiten, die Einsamkeit und die Brutalität von Mensch und Natur – nein, hier wird nichts beschönigt oder einem irgendwie gearteten Mainstream angepasst. Es gibt im gesamten Film tatsächlich nur einen kurzen Moment, in dem so etwas wie Freude, Freundlichkeit und Spaß aufkommt – und auch das nur sehr zurückhaltend.

Kurz gesagt: The Revenant zieht die Stimmung des Zuschauers gnadenlos runter.

Und doch kann man seine Augen doch nicht von der Leinwand lassen. Die Spannung ist stets da und als Zushauer weißt du nie, was Glass nun wieder passiert und welchen Widrigkeiten er sich stellen muss. Egal ob Mensch oder Natur. Der Film war für mich darum zu keinem Zeitpunkt langweilig. Im Gegenteil war ich überrascht, als der Film “schon” vorbei war.

Ich kann The Revenant also jedem Interessierten nur an Herz legen. Bei einer Skala von 1 bis 10 würde ich zu einer 8,x tendieren. Eine Warnung möchte ich aber noch loswerden, falls es oben nicht bereits deutlich geworden ist: The Revenant ist kein einfacher oder leicht verdaulicher Film, den man sich mal wegen DiCaprio und ein wenig Action anschaut. Jedem Leser, der sich ausschließlich an oberflächlichen Action-Orgien ergötzt (keine Sorge, die mag ich auch), wird hier gnadenlos enttäuscht sein, weil es eben nicht so ein Film ist. Es gibt eigentlich nur eine große Actionszene und die ist gleich am Anfang. Der Rest handelt vom Überleben und dann Rache. Ich habe Euch gewarnt.