Wahrscheinlich bin ich ein idiotischer Kulturbanause, aber Dame, König, As, Spion – true to its title – fühlt sich an wie ein langweiliges Schachspiel.

Wie auch bei Schachspielen habe ich mich auch hier wie eine kaputte Schallplatte immer wieder die Frage gestellt, warum ich mich für das, was auf der Leinwand geschieht, überhaupt interessieren sollte. Zugegeben, Gary Oldman dabei zuzuschauen, wie er in dunkel angemalten und noch dunkler ausgeleuchteten Sets dasitzt und sich langsam grübelnd überlegt, wer der Maulwurf in seinem Geheimdienstladen ist, sieht visuell herrlich deprimierend aus und Oldman liefert dabei eine wirklich tolle Performance ab. Aber die düster-bunte Staffage ändert eben nichts daran, dass der Plot so unglaublich belanglos ist wie die geheimen Flatulenzen eines Agenten-Azubis. Es steht nichts auf dem Spiel – keine bald anlaufende Super-Operation, die über Wohl oder Wehe der westlichen Zivilisation entscheidet, kein Leben eines Agenten, der hinter feindlichen Linien an einer ganz großen Sache dran ist. Es gibt nichts, was mich dazu bewegt hätte mitzufiebern oder vor Spannung in den Sessel zu beißen. In Dame, König, As, Spion geht es eigentlich nur darum, dass ein Rentner mit britischer Ruhe und bekannt unterkühlter Gelassenheit einen Maulwurf enttarnen soll, dessen größte Schandtat darin zu bestehen scheint, dass er die britische Agency dumm dastehen lässt.

Hätten die Macher wenigstens Konsequent diesen Kurs verfolgt, dann könnte man Bube, Dame, König, Gras Dame, König, As, Spion ja noch als Independent-Streifen mit heftigem kulturellen Anspruch durchgehen lassen. Nach dem Motto: ist langweilig, also muss es künstlerisch besonders wertvoll sein. Leider schien der Regisseur aber den Drang verspürt zu haben, die gefühlt fünftausend Seiten der Romanvorlage auch ja alle verfilmen zu können. Besonders erwähnt seien hier die ganzen Flashbacks, die mich in ihrer Machart gefährlich stark an Lost erinnert haben. Wie bei Lost sind nämlich auch hier die Flashbacks (= Nebenfiguren erzählen von ihren geheimnis- und blutumwobenen Erlebnissen) episch lang, ganz dramatisch und dabei gerade mal so gehaltvoll wie ein halber Tofucracker. In einer der vielen Rückblenden geht es beispielsweise um den Salut eines russischen Offiziers und in einer anderen darum, dass eine wichtige Nachricht an die Russen weitergereicht wurde – was mich wegen der nicht wirklich unbekannten Grundprämisse jetzt nicht wirklich vom Folterhocker gerissen hat vor Überraschung.

Man muss wirklich kein James Bond sein, um zu merken, dass bei so viel vertaner Zeit das Wichtigste – nämlich die Hauptverdächtigen – auf der Strecke bleibt. Dass im Film aber nicht nur zwei sondern gleich fünf Personen ihr Empfehlungsschreiben für Alcatraz einreichen macht die Sache erst so richtig unerträglich und lässt mich endgültig am Geisteszustand der Produzenten zweifeln. Wie viele Michael-Bay-Filme muss man eigentlich gesehen haben, um fünf Verdächtige als guten Wert bei einem Zwei-Stunden-Film durchgehen zu lassen?

Das bittere an der Geschichte ist, dass der Film mit seiner Prämisse großes Potenzial hatte. Dieses Potenzial schimmert immer wieder dann zaghaft aus den grau-grauen Bildern, wenn klassische Agenten-Arbeit verrichtet werden muss, also die Figuren recherchieren, Dokumente klauen und dabei nicht erwischt werden wollen. Höhepunkt war für mich eindeutig der Moment, wenn Gary Oldman’s Assistent wichtige Papiere aus der Zentrale schmuggeln muss und dabei sogar noch richtig clever vorgeht. Da war richtig Spannung drin, und machte Appetit auf mehr. Davon hätte ich wirklich gerne mehr gesehen: ein knallharter, intellektueller Kampf zwischen gut und böse auf Messers Schneide, bei dem ein falscher Schritt das Spiel entscheiden kann.

Aber nein, so etwas haben wir bei Dame, König, As, Spion nicht bekommen. Nur das tolle Spiel von Gary Oldman und die Schmuggelszene retten diesen Film vor dem Totaluntergang. Schade eigentlich.