Einen Schauspieler in Frauenkleider zu stecken ist so fesselnd, wie einem Twilight-Vampir beim morgendlichen Glitzern zuzuschauen. Mit anderen Worten: Das Thema ist schon seit Jahrzehnten gründlichst ausgelutscht. In Hollywood hat man das längst abgelaufene Verfallsdatum wenigstens bemerkt und überlässt das Thema den Billigproduktionen, die knapp unter dem Niveau einer Kanalisation liegen. Jüngstes Beispiel: Jack und Jill mit Adam Sandler.
Nicht wirklich überraschend macht sich zeitgleich zu Jack und Jill die filmgeförderte Variante mit dem völlig sinnbefreiten Titel Rubbel die Katz (der im englischen sogar noch getoppt wird: Woman in Love) auf, um uns die Tränen des Fremdschämens in die Augen zu treiben. Die Story ist schnell erzählt: einem mäßig erfolgreichen Theater-Schauspieler wird eine Hollywood-Filmrolle angeboten, die einen doppelten Haken hat: es handelt sich um eine Frauenrolle in einem Nazifilm. Da man(n) für Erfolg und etwas Essen auf dem Teller bekanntlich alles tut, schlüpft der Schauspieler kurzerhand in ein paar Frauenfummel und zieht sich mit einem Kajal die Augen noch etwas kantiger. Nicht wirklich überraschend bemerkt niemand die Bartstoppel im Gesicht und so erhält er nicht nur den Zuschlag für die Rolle sondern auch gefühlt zehn Heiratsanträge als Bonus.
Wem von Euch beim Lesen dieser Sätze bereits die Augenbrauen die Stirn hochwandern sei versichert, dass der Film tatsächlich so überraschungsfrei ist wie das Testbild im Fernsehen. Man hat eben das oder ähnliches schon hunderte Male serviert bekommen und dann meist auch noch witziger. In deutschen Landen scheint das Sammelsurium an bekannten Storyschablonen für den Förderantrag beim Amt um die Ecke aber zu reichen und ich schätze, dass Rubbel die Katz auch noch viele Preise als bester Film des Jahres abstauben wird. Schließlich wird hier ein Mann zur Frau und damit empathisch und lieblich und überhaupt ganz toll modern.
Dass der Film handwerklich eine Katastrophe ist, spielt bei solchen Überlegungen eben keine Rolle mehr. Das geht schon los beim Startgag des Films, der die ganze Story ins Rollen bringt: der Schauspieler wird auf der eigenen Website nämlich als Frau präsentiert, komplett mit Blümchen und rosa Farben. Die digitale Geschlechterverwirrung hat derjenige, um den es dort geht, natürlich nicht bemerkt – sonst gäbe es den Film ja nicht. Dass der Schauspieler das Wagnis „Geschlechtertausch“ eingeht ist da wenigstens konsequent auf Dumm geschrieben. Schließlich wissen nur normaldenkende Menschen instinktiv, dass eine so selbstmörderische Schwachsinnsidee einem sehr selten die vorderen Plätze im Ruhmestheater beschert. Wie sollte das auch funktionieren in Zeiten der totalen Vernetzung und pausenlosen Beobachtung durch den Boulevard?
Natürlich darf auch eine Liebesgeschichte nicht fehlen, die natürlich wieder den großen Knall vor dem großen Knutsch hat, da natürlich der ganze Schwindel auffliegt, da natürlich wieder punktgenau ein Zufall den anderen jagt. Aber genau hier schlägt die handwerkliche Inkompetenz der Drehbuchautoren mit der vollen Wucht des Thor-Hammers zu. Denn unser Geschlechtschamäleon trifft als Mann seine Angebetete nur ganz am Anfang des Films und danach für eine seeehr lange Zeit nur noch als Frau. Mit anderen Worten: die Liebesgeschichte ist eine sehr einseitige Sache und köchelt auf Sparflamme vor sich hin. Vielleicht fanden die Macher diese Idee ja bombastisch gut und innovativ. Ich jedenfalls habe diese Entwicklung als gehörigen Griff ins Klo verbucht.
Ansonsten ist der Film gespickt mit kleineren und größeren handwerklichen Katastrophen der Marke Fragezeichen. So wird in einer Szene ein so langweiliges Ereignis wie Grillen mit Slow-Motion so dermaßen übertrieben zu einem Großereignis aufgebauscht, dass selbst Michael Bay neidisch davongelaufen wäre. Ein Sinn sucht man aber vergebens. Vermutlich musste der Film etwas in die Länge gezogen werden. Dann gibt es noch eine längere Sequenz bei einer offiziellen Filmparty, die aber auch keine größeren Konsequenzen nach sich zieht, obwohl sich am Ende eine kleine Schlägerei entwickelt. Dass der Film bei alldem auch noch die falsche Jahreszeit gewählt hat, ist immerhin…äh…konsequent. Nichts gegen neue Ideen, aber eine (romantische) Komödie im Winter? Da kriegt man doch schon vom Zuschauen Frostbeulen und Depressionen. Ja, Hollywood ist ganz großer Käse (wie ich immer höre), aber die wissen wenigstens, dass romantisch angehauchte Komödien gefälligst im Frühjahr oder Sommer zu spielen haben, vor allem dann, wenn ein Typ in Frauenkleidern durch die Gegend hoppelt.
Nun könnte man dem Film trotz seiner Probleme ja noch ein versöhnliches Schulterzucken als Wertung entgegenwerfen, wenn er denn ein richtiger Schenkelklopfer wäre. Aber leider gibt es auch in dieser Abteilung nicht viel zu holen. In puncto Witz bietet Rubbel die Katz gerade mal genug Lachmuskelbalsam, dass es für ein paar zarte Schenkstreichler reicht. Die besten Jokes kann mal wieder eine Hitler-Verarsche für sich verbuchen. Ansonsten läuft alles auf einem eher gemächlichen Niveau ab und bietet nichts, was man in ähnlichen Komödien nicht schon zur Genüge gesehen hat. Also auch da ist tote Hose (tote Hose…kapiert? Ich schmeiß mich weg).
Fans von seicht-debilen Deutsch-Komödien werden jetzt einwenden, dass mein Rümgenörgel völlig fehl am Platz ist, weil es eben eine seichte Komödie ist (= anspruchslos = der Drehbuchautor rotzt so was an einem Wochenende raus). Stimmt ja auch irgendwie. Aber auf Pro7 oder sonst einem Privatsender wäre diese Produktion besser aufgehoben gewesen. Dadurch wären die Fördergelder wenigstens bei obskuren Arthouse-Filmen gelandet, die garantiert größer Käse sind, aber dann wenigstens von ein paar Kunstkennern abgöttisch verehrt werden können.
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